Sonntag, 20. Mai 2012

Blockupy- meine Antwort

Das darf es nie wieder geben! Chaoten und Anarchisten verwirren unser schönes Land.

Es spricht nun für das Lager für Arbeit und Umerziehung der Leiter der Abteilung Gewaltbereite, Arbeitsscheue und Orientierungslose. (2007, René Wolf)




Liebe Gewaltbereite, Arbeitsscheue und Orientierungslose!

Ein schlichtes und doch herzliches Hallo hier im Lager für Arbeit und Umerziehung.

Warum Ihr hier seid, das dürfte jedem klar sein. In Euren Gesichtern lese ich Erwartung, Spannung und auch Angst. Letzteres ist nicht unberechtigt.

Ja, Angst macht mobil. Einen kleinen Vorgeschmack auf diesen neuen Abschnitt Eures Lebens habt Ihr ja schon durch den Warnschussarrest, die sogenannte Schockhaft, bekommen. Ich selbst glaube an das Gute in Euch. Wenn ich mich umgucke, so sehe ich nämlich auch viel jugendliche Schönheit, Anmut, ja sogar Willigkeit. Auch, wenn diese Tugenden zumeist unter der Fratze der Ironie, des Leichtsinns und der Unwissenheit verschüttet sind.

Meine Aufgabe in den nächsten Wochen wird sein, eben diese Eure Schönheit und Tugend freizulegen. Ich will Euch helfen.... Eure verlumpten Seelen auszuwringen, bis der Saft der Erkenntnis, der Moral und des Anstands hervortritt und Eure vertrockneten Herzen mit der Fruchtbarkeit neuer Kraft und neuer Freude segnet.

Wie gesagt, Ihr befindet Euch hier im Lager für Arbeit und Umerziehung, in der Abteilung Gewaltbereite, Arbeitsscheue und Orientierungslose, kurz GAO genannt. Ich bin der Leiter, kurz genannt Euer GAO- Leiter.

Tja, die nächste Zeit wird hart. Es gibt eben solche Härte- Phasen, auch bei jungen und an und für sich gesunden Menschen, ja, nicht nur für Diabetiker ist das Leben oft kein Zuckerschlecken.

Wer sich jetzt wundert, der hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Längst haben wir, speziell die Abteilung GAO, Gewaltbereite, Arbeitsscheue und Orientierungslose, unsere Devisen auf Reklametafeln und Werbezetteln propagiert.

Auch, wenn erst jetzt manchem klar wird, was sich hinter dem Slogan eines bekannten Baumarktes verbirgt: „Es gibt immer was zu tun“. Ja, die Arbeit lauert überall. Besonders jetzt, besonders für Euch, meine Lieben. Arbeit führt zur Freiheit. Denn Freiheit ist Einsicht in... den Sachzwang!

Einigen Schlauköpfen sind vielleicht auch Slogans mit einer gewissen Codierung aufgefallen, die im Original zum Beispiel heißen: „Fleiß ist geil“. Gut, der Satz war uns etwas zu anstößig. Wir haben ihn geändert in „Wir lieben Arbeit. Wir hassen faul.“

Bei uns werdet Ihr zunächst lernen, Arbeit zu finden. Es gibt nämlich genug davon, auch wenn die Massenmedien ein verzerrtes Bild zu verbreiten... bemüht sind. Speziell in der Dresdner Neustadt finden wir überall genügend Arbeit.

Hundehaufen, umgekippte Papierkörbe, überquellende Altstoff- Container, wackelnde Grabsteine, Kontrollbesuche bei Hartz- Empfängern und ausländischen Großfamilien- das alles ist ein weites Arbeits- Feld.

Zur Vermittlung gesellschafts- und wirtschaftskompatibler Werte haben wir verschiedene Kurse, die Ihr in den nächsten Wochen absolvieren werdet.

Ich beginne mal mit dem Angenehmen. Zur kulturellen Reinigung hätten wir da „Jugendtanz zu Orgelkonzerten“

oder aber als kleinen Höhepunkt am Samstagabend „Die lange Nacht mit André Rieu und den Randfichten“ auch diese Veranstaltung mit Dauertanzverpflichtung.

Ferner die Theoriekurse „Familienzusammenhalt leicht gemacht“, „Lebenslange Partnerschaft trotz sinkender Libido“ oder ganz neu bei uns: „Herdprämie ehrlich verdienen- aber wie?“

Dann gibt es wahlweise entweder „Kinder zeugen- jetzt erst recht“ oder aber

„Wahre Liebe wartet bis zur Rente mit 67“

Zu unseren Dozenten gehören etliche, die sich noch als Rentner ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Diese leiten Kurse wie

„Im Eilmarsch durch Schlesien“ oder „Einfache und geschmackvolle Frisuren mit Föhn und Birkenhaarwasser“, sowie „Training zur Entwicklung von Tötungshemmungen gegenüber Familienangehörigen, Lehrern und Mitbürgern bei gleichzeitiger Erhaltung der Wehrbereitschaft im Auslandseinsatz“, oder zur besonderen moralischen Bewusstwerdung „Die Bewegung der 68er- das darf es nie wieder geben“,

ferner der Kursus „Zivilcourage in öffentlichen Verkehrsmitteln- selbstbewusster, energischer Umgang mit singenden und laut lachenden Immigranten“, beliebt auch unser Diavortrag mit einem Thema, das generationenübergreifendes Interesse weckt: „Geschicktes und straffreies Sexualverhalten im Verkehr mit Minderjährigen in Thailand und in der Türkei“.

So, liebe Genoss.... äh liebe junge Gewaltbereite, Arbeitsscheue und Orientierungslose. Ich hoffe, Ihr konntet Euch einen kleinen Einblick verschaffen in die Dinge, die da Eurer harren.

Bevor Ihr nun die Schlafsäle beziehen dürft, erwartet Euch noch ein kleiner Sprach- Test. Lesen, verstehen und mündliches Wiedergeben eines Zeitungsartikels der „Sächsischen Zeitung“.

Ich sag´s gleich, erfahrungsgemäß bestehen etwa 90 % der Probanden diesen Test nicht.

Diese leider Durchgefallenen halten sich im Anschluss bitte auf dem Vorplatz zum Abtransport bereit.

Ihr werdet dann mit speziell vorbereiteten Güterzügen in verschiedene Entwicklungsländer verbracht. Dort wird gemäß den jeweiligen lokalen Bestimmungen über Eure Anerkennung als Intelligenz- Flüchtlinge entschieden werden. Sooo.

(Ich wünsche Euch eine gute deutsche Nacht.)

...

Am Ende meiner Rede möchte ich auf eine kleine Regel hinweisen.

Bei uns wird der sonst übliche Beifall als Form des Randalierens angesehen und ist somit unerwünscht. Wenn Ihr Euch dieser Art der Symphatiebekundung gegenüber meiner Person nicht enthalten könnt, so tut das bitte in angemessener Art und Weise. Nämlich diszipliniert. Ich erkläre wie folgt: Zwei Finger jeder Hand werden aufeinander geschlagen.



Das durch massenhafte Anwendung erzeugte Geräusch soll verdeutlichen, das das Leben nicht eitel Sonnenschein ist, sondern vor allem eins: Regenwetter.


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